Wer gerne und viel (vor)liest,
weiß: fast ebenso wichtig wie die "richtige" Lektüre ist ein guter
Platz, um eben diese zu genießen. Möglichst ruhig und bequem, ohne Zugluft und
Ablenkung, mit hohem Kuschelfaktor und weichen Kissen. Auch Vater und Sohn Elch
wissen um diese Bedeutung und haben die Beschaffung des Lesestoffs auf der
ersten Seite des Buches bereits erledigt. Voller Freude hält klein Elch ein
knallrotes Buch in Händen. "Claires Buchladen" scheint gut sortiert,
auch Papa wurde fündig, zumindest trägt er eine Einkaufstasche über der
Schulter. Wohin zieht es die beiden jetzt? Jedenfalls nicht ins benachbarte
Cafe, das Sofa dort ist recht schick, doch viel zu groß, auch wenn der Inhalt
der Teekanne am Tisch einen verlockenden Duft verströmt. Der Hydrant passt zwar
farblich exakt zum schönen Buch des Juniors, als Sitzgelegenheit ist er zu
klein; ein alter Ramschsessel mit drei Beinen in der dunklen Gasse ist auch
nicht die erste Wahl, da muss man sich noch nicht einmal über die Anwesenheit
einer Maus (oder gar einer Ratte?) mokieren. Weiter geht es durch die Stadt,
kreativ und testfreudig sind die beiden in der Tat. Ob Fahrrad oder Rutsche,
Kunstwerk oder Monument - kaum etwas wird ausgelassen. Als Papa schließlich vom
pittoresken Brückengeländer stürzt und ein unfreiwilliges Bad nimmt, liegt das
Aufgeben nahe. Doch der Fleiß der beiden wird belohnt und nicht Vater und Sohn finden
den besten Platz, sondern umgekehrt. Ein schlicht wie treffend illustriertes
Bilderbuch, mit wenig Text und viel Raum zum Träumen. Herzerwärmend!
Minh Lê, Gus Gordon, Der allerbeste Platz, Knesebeck 2020, ab 3 Jahren.