Fernreisen

Nicht nur in Zeiten von Pandemie und Lockdown ist der Südpol ungeheuer weit weg. Wie schön, dass sich Bücher nicht an geschlossenen Grenzen und gecancelten Flügen orientieren müssen. Start für die aktuelle "Südpolleidenschaft" ist eine Neuerscheinung im Bereich Jugendbuch. Iain Lawrences Roman "Winterpony" erzählt die Südpolexpedition des Briten Robert Falcon Scott Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Sicht eines Ponys. Er erzählt von den ersten Jahren in der endlosen Freiheit Russlands, von einer harten Zeit als ausgebeutetes und misshandeltes Arbeitstier, schließlich von den vielen Monaten in Kälte und Eis, dem heiß ersehnten Sieg. Und dient dabei als Rahmen für einen der berühmtesten Wettläufe der Entdeckergeschichte. Jenem zwischen dem Briten Scott und dem Norweger Amundsen, nur zweiterer kommt wieder nach Hause, Scott verliert nicht nur das Duell, sondern auch sein Leben, rund 18 Kilometer vor dem rettenden Depot. Eine traurige Geschichte, klarerweise, teils fast poetisch erzählt, teils unsentimental, Sachinformationen in begleitenden Passagen eingeschoben. Wer noch mehr wissen will: In der Reihe Abenteuer! Maja Nielsen erzählt im Gerstenberg Verlag ist "Scott und Amundsen. Das Rennen zum Südpol" erschienen, das legendäre Tagebuch "Drama am Südpol" sei ebenfalls ans Herz gelegt. Und wer nach all der Tragik wieder etwas schmunzeln möchte lese "Am Südpol, denkt man, ist es heiß" von Elke Heidenreich mit wunderbaren Illustrationen von Quint Buchholz, ein Gedicht für Erwachsene.

Iain Lawrence, Winterpony, Verlag Freies Geistesleben 2020, ISBN 978-3-7725-2968-9, ab 11 Jahren.
Abenteuer! Maja Nielsen erzählt, Scott und Amundsen. Das Rennen zum Südpol, Gerstenberg 2015, ISBN 978-3-8369-4873-9, ab 10 Jahren.
Drama am Südpol. Robert Falcon Scotts Tagebücher der letzten Fahrt. Die Terra-Nova Expedition, eClassica 2019, 978-1-798-44680-5.
Elke Heidenreich, Quint Buchholz. Am Südpol, denkt man, ist es heiß, Hanser 1998, ISBN 978-3-446-19443-4.